Haldern, 26. Januar 2023 – Nicht nur als Mitglied des Heimatvereins Haldern, wie sonst all die Jahre, sondern jetzt im offiziellen Auftrag als Erster stellvertretender Bürgermeister der Stadt Rees habe ich an der Jahreshauptversammlung des Heimatvereins Haldern im Saal des Pfarrheims teilgenommen.
Nach dem zügigen Abarbeiten der Regularien in nur 45 Minuten, hörten wir einen Vortrag von Bernhard Uebbing, dem 1. Vorsitzenden des Heimatvereins Haldern. Der Titel: „Aspel. Tausendjährige Geschichte – ein besonderer Ort in Bildern.“
Schnell war klar, dass „Bernie“ voll in seinem Element war. Die Leidenschaft für Geschichte hat den Mann fest im Griff. So hat er als frisch gekürter Rentner, gemeinsam mit seiner Frau, noch ein Geschichtsstudium hingelegt.
Dazu muss man wissen, dass Aspel ein ganz besonderer Ort ist. Das Schloss ist von der L 7 (frühere B 8) deutlich sichtbar. Es verfügt über mehrere hundert Räume und thront inmitten der niederrheinischen Landschaft zwischen Rees und Haldern.
Irmgardis von Aspel hat im Jahr 1040 die Kirche in Rees und eine Filialkirche in Haldern gegründet. Sie hat sozusagen unser Lindendorf erst geschaffen.
Da Irmgardis keine Nachkommen hatte, schenkte sie die damals auf der „Liebesinsel“ im „Aspeler Meer“ stehende Motte (Turmhügelburg) mitsamt den beträchtlichen Ländereien dem Erzbistum Köln. Man kann wohl annehmen, dass dies dem Prozess der Heiligsprechung der Irmgardis zuträglich war.
Die Grafen von Kleve hatten selbst ein Auge auf Aspel geworfen und waren daher nicht so begeistert von dieser Schenkung ans Erzbistum Köln. Die Klever überfielen und zerstörten die Burg mehrmals und konnten sich 1392 endgültig in deren Besitz bringen.
Die Burg verfiel und 200 Unkelsteine gingen zum Bau des Mühlenturms nach Rees, wo sie noch heute im unteren Teil des Mauerwerks deutlich zu erkennen sind.
Engelbert von Schrieck baute in den 1650er die Vorburg zu einem Schloss um, welches allerdings 1682 im Spanischen Erbfolgekrieg in Brand geschossen wurde. 1686 erwarb die Familie von Wittenhorst-Sonsfeld diese Ruine und bauten es Anfang des 18. Jahrhunderts im Stil des Barocks auf den alten Fundamenten wieder auf. Für etwa 100 Jahre war Aspel der Wohnsitz derer von Wittenhorst-Sonsfeld.
Anfang des 19. Jahrhunderts erwarb die holländische Familie van den Broeck das Schloss. 1822 brachte Johanna van den Broeck das Anwesen in die Ehe mit Landrat Friedrich Heinrich von Bernuth ein, der im Übrigen das Amt des Landrats von Rees 41 Jahre (!) lang ausübte. Weil der Landrat Geld für seine Kinder brauchte, denen er eine gute Ausbildung finanzieren wollte, verkaufte er am 4. Oktober 1850 das Schloss an den Orden der Töchter vom Heiligen Kreuz. Er zog dann nach Wesel, wo auch die Schule für die Kinder stand, weshalb der Sitz des Kreises Rees, der immerhin bis zum 31. Dezember 1974 bestand hatte, fortan in Wesel war.
Die Töchter vom Heiligen Kreuz blieben mit einigen Unterbrechungen, wie dem Kulturkampf (1875 bis 1887), der Nutzung als Lazarett und Krankenhaus und der Zerstörung durch den Krieg, letztlich bis Ende 2022 in Aspel. Die meiste Zeit war das Kloster ein Mädchenpensionat, ein Gymnasium, bis in die 1970er mit Internat, zuletzt eine Wohnstätte für ältere Schwestern.
Der Mangel an Nonnen sowie wirtschaftliche Gründe veranlassten den Orden zur Aufgabe des Hauses Aspel. Die noch verbliebenen Schwestern werden in den nächsten Monaten endgültig in ein Ordenshhaus in Stolberg (Rheinland) umziehen.
Die Zukunft dieses wunderschönen Anwesens ist leider ungewiss. Ich würde mir wünschen, dass es gute Eigentümer findet und auch künftig Spaziergänger und Radfahrer die Schönheit dieses Ortes genießen können.
Alle Angaben zur Geschichte des Hauses stammen von Bernhard Uebbing und wurden hier verkürzt dargestellt.
Foto: Bodo Wißen